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12.11.12

Wer einmal lügt, dem glaubt man, nicht?

Sinnveränderung durch Kommasetzung

 

Manchmal gehen wir alle etwas zu nachlässig mit Satzzeichen um. Vor allem mit dem unscheinbaren Komma. Dabei kann ein Komma zu wenig, oder eines zu viel, gravierende Konsequenzen nach sich ziehen:

Ganze Personen verschwinden plötzlich spurlos, oder neue Personen tauchen auf; beabsichtigte Aussagen erfahren eine unerwartete Sinnveränderung - und auf einmal steht da etwas, was man so gar nicht ausdrücken wollte. Im schlimmsten Fall schreibt man sogar das genaue Gegenteil davon, was man ursprünglich meinte. Im Slogan eines bekannten Baumarkts, z.B., befindet sich ein solcher Fehler.

Schauen wir uns also einige Beispiele an, um zu sehen, wie sich die Kommasetzung auf den Sinn einer Aussage auswirkt:
Er versuchte, nicht darüber nachzudenken. (Er denkt an nichts anderes.)
Er versuchte nicht, darüber nachzudenken. (Er denkt überhaupt nicht daran. Er versucht es nicht einmal.)

Ich hoffe, jeden Tag in die Stadt gehen zu können. (Auf die Zukunft gerichteter Wunsch, häufig ausgehen zu können.)
Ich hoffe jeden Tag, in die Stadt gehen zu können. (Täglicher Wunsch, wenigstens einmal ausgehen zu können.)

die früheren erfolgreichen Konzerte (das neue Konzert ist ebenfalls erfolgreich)
die früheren, erfolgreichen Konzerte (die neuen Konzerte sind nicht erfolgreich)

im nächsten für ihn günstigen Moment (der nächste von mehreren günstigen Momenten)
im nächsten, für ihn günstigen Moment (der Moment davor war sehr ungünstig)

Merke: Wenn man stattdessen „und zwar“ oder „diesmal“ einsetzen könnte, muss ein Komma gesetzt werden!

Mit einem Komma die Anzahl von Personen verändern


Peter, seine Schwester, Carola und ich spielten Monopoly. (Vier Personen spielen.) Aufzählung
Peter, seine Schwester Carola und ich spielten Monopoly. (Drei Personen spielen.) Aufzählung
Peter, seine Schwester, Carola, und ich spielten Monopoly. (Drei Personen spielen.) Apposition

SINNVERÄNDERUNGEN

Komm, wir essen, Opa! (höflich)
Komm, wir essen Opa! (kannibalistisch)

Der brave Mann denkt an sich selbst zuletzt. (sehr bescheiden)
Der brave Mann denkt an sich, selbst zuletzt. (sehr konsequent)

Du hast den schönsten Hintern weit und breit. (Kompliment)
Du hast den schönsten Hintern, weit und breit. (XXL - Po, Marke "J-Lo")

Was willst du schon wieder? (genervt)
Was, willst du schon wieder? (ungläubig, erschöpft)

Er will sie nicht. (Ein Mann, der sich entschieden hat.)
Er will, sie nicht. (Ein Mann, der noch Überzeugungsarbeit leisten muss.)

Der Mann sagt, die Frau kann nicht Auto fahren. (typisch Mann)
Der Mann, sagt die Frau, kann nicht Auto fahren. (Retourkutsche)

Manfred las das Buch auf den Knien der Tochter eine Gute-Nacht-Geschichte vor.
Manfred las, das Buch auf den Knien, der Tochter eine Gute-Nacht-Geschichte vor. (bessere Lesbarkeit; wo liegt das Buch?)

Manfred las das Buch auf den Knien zu Ende. (er kniet stundenlang)
Manfred las, das Buch auf den Knien, zu Ende. (er sitzt bequem)

Petra erbte den Schmuck, nicht aber ihr Mann. (reiche Frau)
Petra erbte den Schmuck nicht, aber ihr Mann. (reicher Mann)

Er versprach heimlich, abzureisen. (das Versprechen wurde heimlich gegeben)
Er versprach, heimlich abzureisen. (die Abreise soll heimlich erfolgen)

Und hier der berühmte Werbeslogan eines Baumarkts, der eigentlich lauten sollte:
Geht nicht gibt’s nicht. (Bedeutung: Alles ist machbar.)

Stattdessen hat man leichtfertig ein Komma gesetzt und somit die beabsichtigte Aussage ad absurdum geführt: "Geht nicht, gibt’s nicht!" (Bedeutung: Frag uns gar nicht erst. Es geht sowieso nicht, und wir haben es auch bestimmt nicht auf Lager.)

Aber auch in höflich formulierten Anschreiben, wimmelt es vor Kommafehlern:
„Wir hoffen, Sie fühlen sich gut informiert und stehen bei Fragen, Unklarheiten und Anregungen wie immer gerne Rede und Antwort!“ (Bedeutung: Der Kunde selbst muss hier Rede und Antwort stehen!)

Eigentlich sollte es wohl heißen:
„Wir hoffen, Sie fühlen sich gut informiert, und stehen bei Fragen, Unklarheiten und Anregungen wie immer gerne Rede und Antwort!“ (Denn nur so bedeutet es, dass der Dienstleister dem Kunden gerne Rede und Antwort steht.)

Er versprach, mir jedes Jahr ein neues Auto zu kaufen. (Ich bekomme also jedes Jahr einen neuen Wagen! Yippieh!)

Er versprach mir, jedes Jahr ein neues Auto zu kaufen. (Hier ist es nicht sicher, wer den Wagen kriegt. Es könnte auch heißen, dass er jedes Jahr ein neues Auto für sich selbst kauft.)

Er versprach mir jedes Jahr, ein neues Auto zu kaufen. (Jahrelang immer wieder dieselben leeren Versprechungen, die dann doch nie eingehalten werden...)

Und zum Abschluss noch eine Sinnveränderung, die durch ein zusätzliches Komma und ein Fragezeichen ermöglicht wird:

Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht.
Wer einmal lügt, dem glaubt man, nicht?

Also: In Zukunft immer aufgepasst, wo man ein Komma setzt, oder wo man es besser weglässt!

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